Anagarika Govinda
Anagarika Govinda (1898-1985), schuf als Autor und Buddhologe, Maler und Mystiker ein umfangreiches Werk. Das schriftstellerische Schaffen umfasst philosophische Abhandlungen, Lyrik, Drehbücher, Reisebeschreibungen sowie Arbeiten zur Literatur, Kunstgeschichte und Architektur. Im künstlerischen Oeuvre finden sich hunderte Gemälde aus Italien, Afrika, Indien und Tibet widerspiegeln, sowie Grafiken und Choreografien.
Geboren als Ernst Lothar Hoffmann als Sohn eines deutschen Vaters und einer bolivianischen Mutter in Waldheim in Sachsen, bewegten Govinda schon als Schüler philosophische und spirituelle Fragen. In seinem ersten Buch Die Grundgedanken des Buddhismus und ihr Verhältnis zur Gottesidee (1920), versuchte der 22-Jährige einen Brückenschlag zwischen Buddhismus und Christentum.
1928 ließ er sich auf der Insel Ceylon zu buddhistischen Studien nieder. Ab 1931 wirkte er als Lektor indischer Universitäten. Einge seiner Vorlesungen erschienen als Bücher, so die an der Universität Patna gehaltene Reihe The Psychological Attitude of Early Buddhist Philosophy. 1938 wurde Anagarika Govinda unter diesem Namen indischer Staatsbürger. Er stand in enger Verbindung mit dem Literatur-Nobelpreisträger Rabindranath Tagore, der starken Einfluss auf ihn ausübte. In einem buddhistischen Kloster begegnete Govinda 1931 dem tibetischen Mystiker Ngawang Kalzang (1866-1936), dessen Schüler er wurde. Govinda empfing Impulse weiterer buddhistischer Lehrer, etwa des chinesischen Meisters Taixu (1890-1947). Govinda war seit 1947 mit der indischen Künstlerin Li Gotami verheiratet, mit der er legendäre Tibet-Expeditionen veranstaltete.
Besonders in Indien war Govinda auch als Maler bekannt. Das Museum Allahabad richtete die Govinda Hall ein, eine Dauerausstellung mit 90 seiner künstlerischen Arbeiten. Weltweit zum Begriff wurde er durch Buchwerke wie Grundlagen tibetischer Mystik (1956) und den internationalen Bestseller Der Weg der weißen Wolken (1966).
Die von der Lama und Li Gotami Govinda Stiftung getragene Edition Habermann ist in besonderer Weise der Pflege des geistigen Erbes Lama Govindas verbunden. Es werden Texte aus dem Nachlass, Briefwechsel und Bände der Würdigung und Auseinandersetzung mit seinem Werk herausgegeben.
Der in unserem Haus erschienene von Birgit Zotz herausgegebene Katalog der Ausstellung Tibets Sachse bietet mit Beiträgen zur Biografie und dem Werk Govindas eine Einführung in sein Leben und Schaffen.