März/April 2022
„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen,“ soll Karl Valentin geäußert haben. Der Satz könnte wohl über jedem beliebigen Verlagsprogramm stehen. Man kann die Sache auch anders ausdrücken, wie es Anna Habermann (1868-1950), die Namensgeberin unserer Edition, 1922 im Vorwort zu einer ihrer Schriften tat: „Große Wahrheiten werden nie neu entdeckt. Sie waren schon immer und werden ewiglich bleiben. Selbst die großen und größten Geister der Menschheit konnten nur das wiederholen, was seit Anbeginn alles Denkens als das Erhabenste galt: die ewigen Gesetze, die uns Alle tiefinnerlich erfüllen, die aber verborgen sind wie die Schätze in den Abgründen der Erde und die zu heben wir unermüdlich bemüht sein sollten. Hierbei zu helfen ist die Aufgabe der vorliegenden Schrift: sie will nichts Neues bringen und auch nichts lehren, sondern das Edle, was jedem innewohnt, zum Mitschwingen veranlassen, sodaß es zu einem bewußten und segenswirkenden Gute werde.“
In diesem Sinn erscheinen in der Edition Habermann im Lauf des Jahres 2022 wieder Bücher, die sich nicht in den Kategorien „Altes“ oder „Neues“ verorten lassen. Nachfolgend eine Übersicht, was unsere Leser zu Beginn im März/April erwartet.
Der Künstler Thilo Götze Regenbogen (1949-2015) war eine herausragende Erscheinung der so genannten 68er-Generation. Der Aufbruch der Jugend in den späten 1960er und 1970er Jahren vollzog sich in den getrennten Lagern der entweder politisch oder spirituell Bewegten. Die politisch motivierten misstrauten der mutmaßlichen Weltflucht der Spirituellen, die ihrerseits am Materialismus der marxistisch Orientierten zweifelten. Thilo Götze Regenbogen bewegte beides. Er las die Autoren der Frankfurter Schule und Mao Zedong ebenso wie die Lehrreden des Buddha und daoistische Texte. Intensiv studierte er das Werk Lama Anagarika Govindas, den er als seinen maßgebenden Lehrer betrachtete. Zunächst stieß Götze Regenbogens als zwiespältig empfundene Haltung in beiden Lagern auf Skepsis, dann gewann er sich über die Grenzen hinweg Anerkennung als Künstler und geistiger Grenzgänger. Im Mai 2008 und April 2009 zeigte er unter dem Titel Dylan Adorno Govinda eine Ausstellung, die einen Rückblick auf die Zeit des Aufbruchs und ihre Motive bot. Hier legte er innere Zusammenhänge der 68-Bewegung dar. Mehr von und über Thilo Götze Regenbogen bietet ein neues Buch aus der Edition Habermann.
Die Zeitschrift Ḍamaru geht 2022 in das 40. Jahr ihres Bestehens. Das nach seiner Gründung 1982 zunächst auf buddhistische Themen konzentrierte Magazin hat sich seither unter Beibehaltung seiner ursprünglichen Haltung zu einem Medium entwickelt, das vielfältigen kulturellen, gesellschaftlichen und spirituellen Themen Raum gibt. Die aktuelle Print-Ausgabe 2021/2022 erscheint als Folge 48 in Buchform im April dieses Jahres.
Ein weiteres Jubiläum: Das von Lama Anagarika Govinda 1933 in Darjeeling (Bangalen) gegründete Ārya Maitreya Maṇḍala beging 2021 sein 88.-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund erscheint ein Band, der ebenso einen Rückblick auf die vergangenen achtundachtzig Jahre bietet wie einen Ausblick auf Kommendes.
Den Philosophen, Dichter und Pädagogen Benedikt Maria Trappen muss man den Freunden unseres Hauses nicht vorstellen. Nach seinem Buch Der Himmel ist auch die andere Erde erscheint in der Edition Habermann ein zweiter Band mit Lyrik und Prosa: Worte in der Dämmerung.
Die 1978 bis 1982 entstandenen und hier weitgehend erstmals veröffentlichten Texte, gelten dem Autor als „Zeugnisse des Prozesses der Menschwerdung, wie ihn Hegel und Feuerbach, Nietzsche und Lama A. Govinda vorhergesehen und vorhergesagt haben.“
WÄHREND EINES SEMINARS ÜBER ERNST BLOCH
In diese Stille, als der Dozent geendet hatte – „…die Angst haben oder
sich zu ängstigen glauben“ – in diese Stille fielen Schüsse, laut.
Die sie gehört hatten dachten wohl: Ein Schießstand.
Natürlich hatten sie Recht.